Für volle Auftragsbücher gibt es gerade im Gerüstbau zwei wichtige Voraussetzungen eine gut laufende Konjunktur und einfach „gute Arbeit“. Während der Einfluss auf Erstere begrenzt ist, so liegt die Verantwortung für die Qualität der eigenen Arbeit natürlich bei satten 100 Prozent. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, braucht ein Gerüstbauunternehmen erfahrene, qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Diese auch langfristig im Betrieb zu halten, ist ein Hauptfaktor für den erfolgreichen Fortbestand und das Wachstum des Betriebes. Tipps für Gerüstbauer, wie sie solche Mitarbeiter halten können, verteilen sich dabei auf sechs Bereiche: Führungskultur, Arbeitsorganisation, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, Bezahlung, Familienfreundlichkeit und Gesundheitsförderung.
Die Basis, um Mitarbeiter an den Betrieb zu binden, bildet seit jeher das persönliche Gespräch/der persönliche Austausch. Nur so können Personalverantwortliche ein Gespür für die individuellen Bedürfnisse und Antriebskräfte eines Mitarbeiters entwickeln, herausfinden, was ihn motiviert und umtreibt. Anhand dieser „Erkenntnisse“ können dann Anreize zum Bleiben geschaffen beziehungsweise angeboten werden. Dazu gehören unter anderem:
- eine transparente Führungskultur, die auf klaren, zuverlässigen Aussagen beruht und Vertrauen schafft.
- eine Arbeitsorganisation mit effizienten Prozessen und deutlich erkennbaren Strukturen.
- für jeden Mitarbeiter nachvollziehbare, erstrebenswerte Karriere-/ Entwicklungsmöglichkeiten.
- eine Bezahlung, die auch attraktive Sondervergütungen wie zum Beispiel Prämien oder Gehaltsextras beinhalt.
- familienfreundliche Arbeitszeiten, mit denen zum Beispiel unerwartete Ereignisse abgefedert werden können.
- gesundheitsfördernde Maßnahmen, mit denen die speziell im Gerüstbau auftretenden körperlichen Beschwerden vermindert oder verhindert werden können.
- Patentlösungen, um Mitarbeiter im Gerüstbau zu halten, gibt es nicht. Aber zahlreiche individuelle Ansatzpunkte und Tipps.
Tipp 1: Seien Sie ein „toller Chef“!
Das trägt schon mal viel zur Zufriedenheit und Treue seitens der Mitarbeiter bei. Einen tollen Chef zeichnet dabei aus, dass er:
- flache Hierarchien ermöglicht,
- Fachkräften ein Höchstmaß an Verantwortung überträgt,
- Arbeit delegiert,
- ein hohes Maß an Selbstbestimmung zulässt und
- transparente sowie nachvollziehbare Vorgaben und Anweisungen gibt.
Tipp 2: Organisieren und ordnen Sie Arbeitsabläufe!
Ein hohes Maß an Unzufriedenheit resultiert oftmals aus chaotischen und umständlichen Arbeitsprozessen sowie unklaren Zuständigkeiten. Jeder Handschlag und jeder Schritt im Arbeitsalltag eines Gerüstbauers müssen daher betrachtet, überprüft und gegebenenfalls optimiert werden. Auch – beziehungsweise gerade –, wenn man bestimmte Arbeiten schon tausendmal gemacht und für „einwandfrei“ befunden hat. Gerade dann sind sie vielleicht dem einen oder anderen schon lange als störend aufgefallen. Nur leider hat er bislang nichts gesagt, alles in sich „hineingefressen“ und sich so – bewusst oder unbewusst – bereits auf den Weg zur inneren Kündigung begeben.
Tipp 3: Eröffnen Sie Perspektiven!
Einer der größten Anreize, um Mitarbeiter zu halten, ist es, ihnen Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Sei es die Aussicht auf:
- höhere Bezahlung,
- mehr Anerkennung,
- größere Entscheidungs- und Gestaltungsfreiräume,
- neue Arbeitsinhalte,
- Weiterbildung oder auch
- mehr Verantwortung.
Tipp 4: Belohnen Sie hervorragende Leistungen von Leistungsträgern!
Es gibt eine ganze Reihe von Messgrößen, an denen sich der unternehmerische Erfolg messen lässt: von Umsatz, Kosten und Gewinn über Neukundenanzahl, Kundenzufriedenheit und Beschwerden-Minimierung bis hin zu Baustellentagen. Denken Sie in jedem Fall daran, dass dahinter immer ein starkes Team mit starken Mitarbeitern steht und belohnen Sie diese herausragenden Leistungen entsprechend. Das können zum einen leistungsabhängige Prämien sein oder auch Gehaltsextras, wie zum Beispiel Kindergartengebühren, Tankgutscheine oder Jahreskarten für Bus und Bahn.
Wirkungsvolle Bleibeanreize zielen auch auf das Privatleben ab. Stichwort: Familienfreundlichkeit.
Tipp 5: Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter darin, das Familienleben für alle Beteiligten zufriedenstellend zu organisieren!
Ob geschlossener Kindergarten oder ein plötzlich eintretender Pflegefall in der Familie – zusätzlich zur harten Arbeit kann das Schicksal jedem Mitarbeiter in die Quere kommen und das Leben insgesamt sehr herausfordernd und anstrengend machen. Eine wirkungsvolle Unterstützung hin zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Bedürfnissen kann in diesem Fall in hohem Maße dazu beitragen, dass Mitarbeiter a) die neue Herausforderung meistern und b) begeistert „bei der Stange bleiben“, weil ihr Chef ihnen in einer schwierigen Situation den Rücken freigehalten hat. Dieses „Bindemittel“ ist natürlich im Gerüstbau nicht ganz leicht umzusetzen – die Team- und Projektarbeit auf Baustellen ist schließlich auf jeden einzelnen Mann beziehungsweise jede einzelne Frau angewiesen. Ein Mittel zur Entlastung und zur Förderung der Familienfreundlichkeit ist dabei zum Beispiel die Einrichtung von Arbeitszeitkonten. Frei nach dem Motto „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ können Mitarbeiter im Gerüstbau so zum Beispiel über Monats-, Jahres-, Langzeit- oder Lebensarbeitszeitkonten „Zeit-Guthaben“ aufbauen, die sie dann bei Bedarf einsetzen können.
Tipp 6: Fördern Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter und Sie fördern die Gesundheit Ihres Unternehmens!
In einem gesunden Körper steckt nicht nur ein gesunder Geist, sondern meistens auch ein motivierter Mitarbeiter, der gerne in dem Betrieb weiterarbeiten möchte, „wo er gerade ist“. Ganz einfach, weil er sich auch körperlich gesund und munter fühlt. Eine Investition in die Gesundheit von Mitarbeitern – vom Nichtraucherkurs über Sicherheitsschulungen bis hin zur Massage – ist somit immer auch eine Investition in die Bindung des Mitarbeiters an den Betrieb.
Tipp 7: Machen Sie Ihren Mitarbeitern klar, welche Werte Ihnen wichtig sind und was das ganz konkret für die Arbeit in Ihrem Unternehmen bedeutet.
Wenn ein Mitarbeiter dieses „schwarz auf weiß“ lesen und – viel wichtiger – im täglichen Umgang miteinander erleben kann, verstärkt das die Bindung erheblich. Er kann sich im Idealfall mit den klar geäußerten Werten identifizieren, sie übernehmen und in seine tägliche Arbeit einfließen lassen. Daraus resultiert a) ein „natürlicher“ Stolz (der gerade auch langfristig bindet) und b) eine Strahlkraft, die den zufriedenen Mitarbeiter zu einem Markenbotschafter/Multiplikator macht, der wiederum neue, potentielle und vor allem motivierte Mitarbeiter anzieht.
Fazit:
Um Mitarbeiter zu halten, braucht es vor allem einen gesunden Menschenverstand.
Auf den anderen zugehen, ihm gut zuhören und sein Anliegen ernst nehmen – das sind die Grundvoraussetzungen, um Mitarbeiter zu halten. Speziell in einem körperlich wie geistig herausforderndem, anstrengenden Berufsfeld wie dem Gerüstbau gibt es dabei eine Vielzahl von Möglichkeiten, Mitarbeiter langfristig vom Betrieb zu begeistern. Man muss es nur wirklich wollen.