Baustelle und Ergonomie: Tipps für eine Arbeits-Erleichterung im Gerüst

Gerüstbau ist kein Zuckerschlecken. Aber auch, wenn die Arbeit auf der Baustelle anstrengend ist: Krank machen sollte sie nicht. Wer auf die richtige Ergonomie im Gerüstbau achtet, kann das Verletzungs- und Krankheitsrisiko erheblich reduzieren. Schauen wir uns einmal an, wie Techniken zum Heben und Tragen aussehen sollten, welche ergonomischen Hilfsmittel es gibt und was man sonst für die Gesundheit auf dem Bau beachten sollte. 

Wer kennt das nicht: Es herrscht Zeitdruck auf der Baustelle, die anfallenden Arbeiten sollen schnell erledigt werden – und plötzlich reißt es im Rücken beim Versuch, ein schweres Gerät oder einen Sack Zement zu heben. Häufig kann man sich dann für die nächsten Wochen gleich von schweren Arbeiten verabschieden und muss sich krankschreiben lassen. Vor allem bei Kollegen, die keine 20 Jahre mehr alt sind, ist das schnell mal passiert.

So muss es aber nicht sein – wenn nur entsprechendes Augenmerk auf die richtige Ergonomie auf der Baustelle gelegt wird.

Was bedeutet Ergonomie?

Ergonomie ist ein Teilgebiet der Arbeitswissenschaften. Das Wort stammt aus dem Altgriechischen und bildet sich aus den beiden Wörtern ergon („Arbeit, Werk“) und nomos („Regel, Gesetz“). Die Ergonomie befasst sich mit der optimalen Gestaltung von Arbeitssystemen im Hinblick auf die Beziehung zwischen Mensch, Maschine und zu verrichtender Arbeit.

Um dieses Teilgebiet zu erforschen, untersucht die Ergonomie unter anderem die Beschaffenheit des menschlichen Organismus und die nötigen Voraussetzungen, um die Arbeit an den Menschen anzupassen und umgekehrt. Dazu gehört auch die körpergerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeit.

Ergonomisch gestaltete Arbeitsgeräte sind Geräte, die optimal an den Menschen und seine Verwendung des Arbeitsgerätes angepasst sind. Eine schwere Leiter, die man dank fest montierter Rollen nicht heben muss, sondern ziehen kann, ist beispielsweise ergonomisch gestaltet. Auch ein Bürostuhl kann ergonomisch gestaltet sein – oder eben nicht.

Rückenschmerzen: Ergonomisches Arbeiten und die Wirbelsäule

Unsere Wirbelsäule ist ein Multitalent. Sie kann sich drehen, verbiegen und große Lasten tragen. Sähe unsere Wirbelsäule anders aus, würden wir ganz anders stehen und gehen – falls wir es überhaupt könnten.

Unsere Wirbelsäule ist wie ein „Doppel-S“ geformt. Sie besteht aus 24 Wirbelkörpern – den Bandscheiben, die zwischen den Wirbelkörpern liegen und ist von Muskeln und Bändern umgeben und durchsetzt.

Ja, unsere Wirbelsäule hilft uns beim Heben und Tragen, ist jedoch eigentlich nur bedingt dafür gemacht – vor allem wenn man falsch hebt und trägt. So sind beispielsweise unsere Bandscheiben, bedingt durch die ständige Belastung, bekannt dafür, irgendwann abzubauen und dabei empfindlich und spröde zu werden. Das Resultat: Probleme mit der Bandscheibe (vielleicht sogar ein Bandscheibenvorfall) und somit häufig starke Schmerzen.

Gerade im Gerüstbau, wo oft schwere Lasten getragen werden müssen, sind Rückenprobleme kein Ding der Seltenheit. Mit der richtigen Ergonomie kann man das Risiko jedoch erheblich reduzieren.

Der Arbeitgeber muss für ergonomische Bedingungen sorgen

Der Arbeitgeber kann und sollte seinen Teil dazu beitragen, um die Gesundheit auf der Baustelle zu schützen. Dazu kann er folgende Rahmenbedingungen schaffen:

  1. Die Handhabung von Lasten, die eine Gesundheitsgefährdung darstellen könnten, sollte vermieden werden. Dies kann durch geringere Lastengewichte (Einkauf kleinerer Einheiten oder Aufteilung in mehrere Bestandteile) realisiert werden. Außerdem sollten entsprechende technische Hilfsmittel eingesetzt werden – beispielsweise mit Gerüstaufzügen für Gerüstbauteile.
  2. Wenn sich das händische Tragen bestimmter Lasten nicht vermeiden lässt, sollten unbedingt die richtigen Arbeitsgeräte zur Verfügung stehen (Schubkarre oder Transportwagen).
  3. Auch organisatorische Maßnahmen sollten getroffen werden. Statt schwere Lasten von einer Person tragen zu lassen, sollte eine zweite Person hinzugezogen werden.
  4. Arbeitgeber sollten ihre Arbeitnehmer über die richtige Ergonomie am Arbeitsplatz unterrichten. Dazu gehört vor allem das richtige Heben und Tragen.

Der Gerüstbauer sollte die Regeln des richtigen Hebens und Tragens kennen

Auch der Arbeitnehmer muss natürlich seinen Teil tun, um Ergonomie auf der Baustelle gewährleisten zu können. Unsere Wirbelsäule und Bandscheiben sind stark und gleichzeitig gebrechlich. Wer jedoch mit senkrechtem Rücken („aus den Knien“) hebt, kann die Belastung an den Bandscheiben um ein Fünftel reduzieren. Über die Jahre hinweg kann das einen riesigen Unterschied machen.

So hebt und trägt man richtig:

  • sicherer Stand, Füße ungefähr auf Schulterbreite auseinander
  • die Last sicher greifen: nach Möglichkeit immer beide Hände verwenden
  • immer aus der Hocke heben und dabei den Rücken gestreckt und gerade halten
  • immer in der Hocke absetzen und auch hier auf einen geraden Rücken achten
  • große Lasten lieber aufteilen und mehrmals gehen oder zu zweit tragen
  • verfügbare Hilfsmittel unbedingt verwenden
  • keine ruckartigen Hebebewegungen!
  • Oberkörper beim Heben nicht verdrehen!

Ergonomie im Gerüstbau: Weitere wertvolle Tipps

Ergonomie endet nicht mit richtigem Heben und Tragen. Es gibt noch weitere Dinge, die vor allem Arbeitnehmer beachten können, um ihre Arbeit auf der Baustelle ergonomischer zu gestalten. 

Korrekte Planung der Arbeit

  1. Vor Arbeitsbeginn sollte man planen, welche Materialien und Werkzeuge benötigt werden. Ihr Transport, ihre Lagerung und ihre Position auf der Baustelle sollten in die Überlegungen mit einfließen. Was häufig gebraucht wird, sollte auch leicht zu erreichen und zu bewegen sein.
  1. Das Arbeitspensum für den Tag sollte realistisch eingeschätzt und geplant werden. Zu großer Zeitdruck und fehlende, kleine Pausen führen zu unnötigem Stress, der krank machen kann. Auch die Vermeidung von Stress und mentalem Druck gehören zur ergonomischen Gestaltung der Baustelle.
  1. Für die geplanten Arbeiten sollte ausreichend Bewegungsfreiraum zur Verfügung stehen. Arbeiten in unbequemen oder unnatürlichen Positionen kann sich sehr negativ auf die Gesundheit auswirken.

Entsprechende Hilfsmittel und ergonomische Arbeitsgeräte verwenden

  1. Schubkarren, Treppensteigerkarren, Gerüstaufzüge und auch Kräne sollten unbedingt verwendet werden, wenn sie vorhanden sind. Oft heißt es hier, dass es ohne die technischen Hilfsmittel schneller oder einfacher geht – nach einer kurzen Eingewöhnungsphase stimmt das jedoch häufig gar nicht. Ihr Körper wird es Ihnen außerdem danken.
  1. Ergonomisches Werkzeug gehört auf der Baustelle ebenso dazu. Rutschfeste Gummigriffe, Teleskopstangen oder andere Werkzeuge, die auf die zu verrichtenden Arbeiten abgestimmt sind, machen einen großen Unterschied.
  1. Auch Berufskleidung kann ergonomisch sein. Mit einem Rückenstützgurt lässt sich die Belastung der Wirbelsäule reduzieren, mit Knieschutzmatten oder –pads wird Arbeit auf den Knien gleich viel weniger schmerzhaft.

Ergonomie beginnt mit dem richtigen Gerüst

Natürlich achten wir bei MJ Gerüst auf die Ergonomie unserer Gerüste. Unsere Gerüstsysteme werden nach Möglichkeit aus leichten Materialien wie Aluminium hergestellt, um einen ergonomischen Auf- und Abbau des Gerüsts zu ermöglichen.

Auch eine möglichst einfache Montage trägt ihren Teil zur Ergonomie bei, indem unnatürliche Körperhaltungen oder das Heben und lange Halten von schweren Teilen vermieden werden.

Fazit

Wer gesund bleiben möchte, sollte im Gerüstbau unbedingt auf Ergonomie achten. Die korrekten Rahmenbedingungen für ergonomisches Arbeiten sollten vom Arbeitgeber gewährleistet werden, aber auch Arbeitnehmer können mit richtigem Heben und Tragen sowie dem Einsatz der bereitgestellten, ergonomischen Arbeitsgeräte und -materialien einen wichtigen Teil dazu beitragen, ihre Gesundheit zu erhalten.

Alles beginnt jedoch mit dem richtigen Gerüstsystem – und dafür sind wir zuständig.

Erstellt am