Wie fast überall im Handwerk, ist auch im Gerüstbau entsprechende Arbeitskleidung an der Tagesordnung – und das zu Recht, denn die richtige Arbeitskleidung erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen im Gerüstbau.
Kleider machen Leute – und das gilt nicht nur im ursprünglichen, oberflächlichen Sinne.
Kleider machen auch insofern Leute, indem sie die notwendigen Bedingungen schaffen, um sicher und effizient ihre Arbeit verrichten zu können. Das gilt für den Polizisten in der Uniform genauso wie für den Gerüstbauer in seiner Arbeitskleidung.
Der Arbeitgeber ist dazu nicht nur moralisch, sondern auch per Gesetz angehalten: Paragraph 5 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) besagt, dass der Arbeitgeber „durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung“ ermitteln muss, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. Dazu gehört nicht nur die Gestaltung und Einrichtung der Arbeitsstätte und des Arbeitsplatzes, sondern auch der Schutz vor physischen, biologischen oder chemischen Einwirkungen.
Im Gerüstbau werden sich die möglichen Einwirkungen vor allem auf physische Gefahren konzentrieren – zum Beispiel durch Absturz, herabfallende Werkzeuge und andere Teile, sowie die Einwirkung des Wetters. Vor allem die Gefahren, die von herabfallenden Gegenständen bei der Arbeit am Gerüst ausgehen, können mit der richtigen Schutzkleidung minimiert werden während Arbeitskleidung eher andere Funktionen erfüllt. Damit wären wir auch schon bei einer wichtigen Unterscheidung.
Arbeitskleidung und Schutzkleidung – Wo liegt der Unterschied?
Man unterscheidet generell zwischen
- Privatkleidung
- Arbeitskleidung
- Berufskleidung
- Schutzkleidung
Privatkleidung ist die Kleidung, mit welcher ein Mitarbeiter den Betrieb aufsucht oder die er außerhalb der Arbeitszeiten trägt. Berufskleidung beschreibt berufsspezifische Kleidung, die beispielsweise den beruflichen Stand ausdrückt – zum Beispiel eine Uniform.
Arbeitskleidung ist hingegen Kleidung, die anstelle von oder ergänzend zur Privatkleidung bei der Arbeit getragen wird. Sie hat oft praktische Funktionen und eine gewisse Außenwirkung, allerdings hat sie keine spezifische Schutzfunktion – sie schützt also wie jede Kleidung vor winterlicher Kälte oder Sonnenstrahlen im Sommer, allerdings nicht vor Schnitten, Stößen, Chemikalien oder sonstigen spezifischen Gefahren.
Schutzkleidung ist eine Ausrüstung, die Arme, Beine, Rumpf, Kopf und/oder Füße vor spezifischen Gefahren bei der Arbeit schützen soll.
Somit ist ein Helm beispielsweise als Schutzkleidung einzuordnen. Arbeitsstiefel mit Stahlkappen sind ebenfalls Schutzkleidung, können jedoch trotzdem zur ganz normalen Arbeitskleidung gehören.
Die Funktionen von Arbeitskleidung und Schutzkleidung im Gerüstbau
Schutzfunktion
Viele Gerüstbauer tragen Schutzkleidung, um sich vor physischen Gefahren zu schützen. Sicherheitsstiefel mit Stahlkappen sind bei vielen Betrieben an der Tagesordnung und schützen vor Stößen und herabfallenden Werkzeugen, Baustoffen oder anderen Gefahren.
Für Helme, die im Gerüstbau getragen werden, gelten die Anforderungen der DIN EN 397. Diese besagt unter anderem, dass die Helme dem Arbeiter perfekt passen müssen und über die gesamte Dauer der Arbeit hinweg, ohne zu verrutschen, getragen werden können.
Auch Sets zur Absturzsicherung gehören bei manchen Gerüstbauern zur Schutzbekleidung. Diese können meistens über der Arbeitskleidung angelegt werden und tun bei korrekter Verwendung genau das, was ihr Name verspricht: Sie schützen vor einem Sturz aus teils lebensgefährlichen Höhen.
Funktionalität
Die richtige Arbeitskleidung ist nicht einfach ‚nur‘ eine Hose, ein T-Shirt oder ein Sweatshirt. Geeignete Arbeitskleidung – vor allem Arbeitshosen – sind auch funktional. Arbeitskleidung sollte ergonomisch geformt sein und den Arbeiter nicht daran hindern, sich frei zu bewegen.
Taschen für Zollstock, Werkzeuge und andere Arbeitsmaterialien sollten ausreichend vorhanden und dank Druckknöpfen oder Klettverschlüssen immer leicht zugänglich sein. Viele Arbeitshosen verfügen außerdem über verstärkte Nähte, verstärkte Kniepartien und breite, stabile Gürtelschlaufen.
Aussehen & Image
Auch im Gerüstbau spielt das Aussehen der Arbeitskleidung eine gewisse Rolle. Reflektierende Materialien und Neonfarben sind hier vielleicht nicht so wichtig, wie bei Arbeiten im Straßenverkehr oder an Gleisen. Es lässt sich jedoch nicht vermeiden, dass mit der Arbeitskleidung auch eine gewisse Außenwirkung einhergeht.
Ein Team aus Arbeitern in passender, gut sitzender und angemessener Arbeitskleidung macht eindeutig mehr her und hat eine positivere Signalwirkung als ein Team aus Arbeitern, die als solche gar nicht zu erkennen sind, weil sie – überspitzt formuliert – in Jogginghose das Gerüst erklimmen.
Wer stolz auf die Qualität seiner Arbeit und die Zuverlässigkeit des eigenen Teams ist, wird es sich nicht nehmen lassen, die Arbeitskleidung mit einem oder mehreren Logos des eigenen Unternehmens zu versehen. So agieren die Gerüstbauer immer auch als Markenbotschafter ihres Unternehmens. Das heißt, mit Arbeitskleidung geht auch ein gewisser Imagefaktor einher.
Übrigens: Hinsichtlich der Kosten kann es sich teilweise sogar schon bei kleinen Handwerkerbetrieben rechnen, die Arbeitskleidung zu mieten, statt zu kaufen. So gibt es eine externe Qualitätssicherung und die Gewissheit, dass die Arbeitskleidung des eigenen Teams immer so sauber wie möglich und frei von Beschädigungen ist. Hier sollten Sie also eventuell einmal nachrechnen und Angebote vergleichen, um zu sehen, was sich eher lohnt: Kauf oder Miete der Arbeitskleidung.
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